Bilder voller Dynamik sind zu
sehen, faszinierende Farbfotografien von Kindern, die in
rätselhaften weißen Räumen zu fliegen scheinen oder
sich dort mit hinreißendem Schwung tanzend bewegen.
Unter dem Titel X Motion werden diese
Fotoserien derzeit in der Frankfurter Ausstellungshalle
Schulstraße 1A präsentiert, die in ihrer formalen
Originalität und der sichtbaren körpersprachlichen
Intensität von großem Reiz sind. Sehenswert wären die
Arbeiten aber auch schon deswegen, weil sie das große
Vergnügen der Kinder an ihrem ungewohnten Tun so
anschaulich vermitteln. Es sind zwölf- und
dreizehnjährige Schüler der Alois-Eckert-Schule in
Frankfurt, die sich an dem treffend Steuermannskunst
genannten, im August 2008 begründeten Schulprojekt der
Choreographin und Theaterpädagogin Wiebke Dröge und des
Lehrers und renommierten Fotografen Peter Loewy
beteiligen.
Mit diesem Schulprojekt, das im Kunstunterricht
angesiedelt ist und in wöchentlichen Einheiten über
mehrere Monate stattfindet, wollen Wiebke Dröge und ihre
Assistentin Verena Billinger mit den Schülern eine
gezielt körperorientierte ,Navigation durch die
Höhen und Tiefen der Selbstwahrnehmung erarbeiten.
Was durch Bewegung erforschen, beobachten, Impulse
geben, präsentieren geschehen soll. Das klingt
ziemlich abstrakt, führt aber gleichwohl zu offenbar
erfreulichen Resultaten und vielleicht sogar zur
angestrebten positiven Selbstwahrnehmung. Als eines der
erfreulichen Ergebnisse des Schulprojekts können
jedenfalls die gelungenen Knetfiguren bezeichnet werden:
Jedes Kind bekommt eine x-förmige Knetmasse,
|
soll
sie nach den eigenen intensiven Bewegungserfahrungen zu
einer Figur formen und sie anschließend fotografieren.
Heitere surrealistische Effekte Peter Loewy tritt hier in
der Doppelrolle als Lehrer und professioneller Fotograf
auf, beschränkt sich aber bewusst darauf, den Schülern
nur vorzuschreiben, einen weißen Hintergrund für ihre
Aufnahmen zu wählen. Und diese Fotografien der
Jugendlichen, die ihre selbstgestalteten Tanzfiguren aus
farbiger Knetmasse ganz nach Belieben in den
unterschiedlichsten Haltungen aufstellen, sind ebenfalls
sehr vergnüglich anzuschauen. Schließlich gibt es noch
einen weiteren Typus von Bildern: Einzelne Fotografien
von tänzerisch bewegten Schülern werden ausgeschnitten
und nebeneinander oder übereinander collagiert und
wiederum fotografiert, was zu heiteren surrealistischen
Effekten führt. Initiiert wurde das Projekt X
Motion und die Ausstellung von der Crespo
Foundation im Rahmen von Crespo CuP: Hier
werden junge Künstler gefördert, die den
Master-Studiengang CuP (Choreographie und
Performance) in Gießen absolvieren. Die Crespo
Foundation unterstützt Semesterprojekte, aber auch
Konzepte der Studierenden, die Kinder, Jugendliche und
gesellschaftlich Benachteiligte aktiv an künstlerischen
Prozessen beteiligen. Partner von X Motion
sind die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst,
Frankfurt, die Alois Eckert-Schule und das Tanzlabor 21.
Von Konstanze Crüwell
FAZ, Kultur Rhein Main vom 29. Mai 2010 |